Pa`u vs. Pareo, Teil 2
Im Gegensatz zum Pareo handelt es sich beim Pa`u* um ein Kleidungsstück, das ausschließlich dem Tanz vorbehalten ist. Der Pa`u wird im Alltag nicht getragen.
Aus einer Beschreibung eines Mitreisenden von Captain Cook wissen wir, dass der Pa`u schon damals zum Hula getragen wurde und nicht erst nach dem westlichen Kontakt eingeführt wurde.
Dieser frühen Beschreibung nach handelte es sich um ein rechteckiges Stück Kapa Stoff für Tänzerinnen, dessen Weite von etwa 5 Metern in der Taille von einer Schnur gehalten wurde und das bis zu den Knien herabhing. Die Farbe war gelb und es hatte feine Muster.
Mit etwas Hintergrundverständnis lässt sich die gelbe Farbe als Färbung mit `Olena und die Muster als `Ohe Kapala Druck deuten.
Auf Illustrationen von europäischen Reisenden aus dem frühen 19. Jahrhundert sieht man auch männliche Tänzer, die rockähnliche Kleidungsstücke zum Tanz tragen, die jedoch kunstvoll drapiert und eingeschlagen sind. Auch diese männliche Form bezeichnet man als Pa`u.
Mit der Verfügbarkeit westlicher Webstoffe als erschwingliche Handelsware kamen Pa`u aus Kapa außer Mode. Auch geriet das Wissen um die aufwändige Herstellung von Kapa innerhalb weniger Generationen in Vergessenheit.
Erste Fotos aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigen weibliche Hula Tänzer in westlichen Blusen und mit Röcken aus geblümtem oder gestreiftem Webstoff.
Auch die Art der Befestigung war einem Wandel unterworfen. Tunnelzug am Rockbund mit Kordeln oder Elastik setzten sich bei vielen Hula Praktizierenden im 20. Jahrhundert durch; der Gummizug in erster Linie, weil er praktisch ist.
Jedoch behielt der Pa`u viel von seiner symbolischen Bedeutung als Kleidungsstück, dass für spezielle Zeiten reserviert war.
In einem traditionellen Halau gibt es besondere Regeln für den Pa`u, wie er konstruiert sein soll (Stoff abgeschnitten oder umgelegt, an der Seite offen oder zugenäht, wie viele Tunnel etc.), wie er angelegt werden soll (über Kopf, nicht über die Füße), wann er nicht getragen werden soll (außerhalb des Hula Unterrichtes oder der Darbietung, nicht beim Essen, nicht beim Toilettengang), wann er gewaschen werden darf usw. In einem zeremoniellen Zusammenhang folgt das Anlegen des Pa`u einem bestimmten Protokoll und ist von einem speziellen Chant begleitet.
Für Hula Praktizierende ist der Pa‘ u eine Art Schutz, symbolisiert Zugehörigkeit und unter Umständen Rang innerhalb des Halau. Er ist aber auch eine Verlängerung ihres Körpers. Beim Tanz wird er eins mit dem Tänzer und unterstreicht die Bewegungen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist der magische Pa`u von Hi`iakaikapoliopele, einer göttlichen Schutzpatronin des Hula. Ihr Pa`u war aus Farn (Pa`uopalapalai) und diente ihr als Schutz und Waffe gegen Dämonen in Drachengestalt.
Mit der Anschaffung und dem Tragen eines Pa`u zeigt die ernsthafte Hula Schülerin nach außen die Hingabe zum Hula, der kein auswechselbarer Tanz ist und zu dem auch eine spezielle Kleidung für Praktizierende gehört. Fazit: Trage Deinen Pa`u und trage ihn mit Stolz!
*eigentlich mit Kahako über beiden Vokalen, leider hier in der Darstellung nicht möglich.