Himmlische Emma, hoch zu Ross
„Wahine Holo Lio“ ist nur einer der liebevollen Beinamen Queen Emmas, der Frau Kamehameha IV. Der Name spielt auf die hervorragenden und für ihre Zeit mehr als ungewöhnlichen Künste als Pferdesportlerin an.
Die auch unter dem Namen Emalani bekannte spätere Königin Hawai´is wurde als Tochter einer adligen einheimischen Familie 1836 geboren und wuchs in der alten Tradition des Hanai (inoffizielle Adoption) bei der Schwester ihrer leiblichen Mutter und deren Ehemann, dem britischen Arzt Dr. Rooke, priviligiert in Honolulu auf. In verzweigter Abstammung mit dem Hause Kamehameha verwandt, besuchte sie die Royal School und entwickelte neben meisterlicher Reitkunst auch ein starkes Interesse für Bücher, Musik und Tanz. Nachdem die Schule geschlossen wurde, erhielt sie bei einer englischen Gouvernante Unterricht, was zusammen mit dem Einfluß ihres Adoptiv-Vaters stark zu ihrer pro-britischen Einstellung beitrug.
Mit 20 Jahren wurde sie mit Alexander Liholiho verlobt, der im Jahr zuvor den Thron bestiegen hatte. Beide heirateten noch im selben Jahr. Liholiho teilte Emmas pro-britische Einstellung, die er nach einem Besuch in den USA mit seinem Bruder, bei dem er ein prägendes rassistisches Erlebnis hatte, entwickelte.
Emma engagierte sich für kulturelle und soziale Projekte, erweiterte die Palastbibliothek, gründete das erste öffentliche Krankenhaus auf Hawai`i (heute bekannt als Queen’s Medical Center) und sammelte zusammen mit ihrem Mann für die Errichtung der St. Andrew’s Cathedral, nachdem sie beide den anglikanischen Glauben angenommen hatten.
Sie besuchte fast täglich das neugegründete Krankenhaus und kümmerte sich um die Patienten. Den Weg legte sie auf ihrem Pferd Kina´u, benannt nach ihrem Lieblingscousin, zurück. Die junge Königin hoch zu Roß gehörte in diesen Jahren zum alltäglichen Straßenbild Honolulus
Zwei Jahre nach der Hochzeit wurde der langersehnte Thronfolger der Kamehameha Dynastie, Prinz Albert geboren.
Emma’s verehrtes Vorbild, Königin Viktoria von England, schickte als royale Patin ein wertvolles Taufgeschenk, welches jedoch tragischerweise erst nach dem frühen, plötzlichen Tod des Kindes im Alter von 4 Jahren eintraf.
Die trauernde Mutter nahm daraufhin den Beinamen Kaleleokalani (Das Entschwinden des Himmlischen) an. Über die Umstände des Todes des kleinen Prinzen gibt es viele Gerüchte, darunter eine unbekannte Infektionskrankheit oder ein vom Vater durch Schütteln verursachtes Hirnaneurysma.
Dokumentiert ist, dass Kamehameha IV nach dem Tod seines Sohnes mehr und mehr der Depression und dem Alkohol verfiel und nur ein Jahr später verstarb. Emma, die innerhalb kürzester Zeit Kind und Mann verloren hatte und von nun an den Namen Kaleleonalani (das Entschwinden der Himmlischen) trug, nahm ihr Schicksal sehr gefaßt an und widmete den Rest ihres Lebens der Wohltätigkeit und der politischen Arbeit für ihr Volk.
1865 besuchte sie Königin Victoria in England, die von ihrer Anmut entzückt war. Auf der Rückreise gab Präsident Johnson ihr zu Ehren eine Gesellschaft im weißen Haus, zum ersten Mal für eine Königin.
Nach dem Tod von König Lunalilo, der nach ihrem Mann über das Inselkönigreich herrschte und keinen Nachfolger benannt hatte, kandidierte sie, die ihr Leben lang vehement gegen eine Republik Hawai´i eingetreten war, gegen David Kalakaua. Obwohl sie die Mehrheit der einheimischen Bevölkerung und die britischen Siedler hinter sich wußte, verlor Queen Emma die Wahl gegen Kalakaua, da die Vertreter der gesetzgebenden Versammlung aufgrund seiner stärkeren Sympathien für die USA und deren wirtschaftlichen Einfluss für ihn stimmten.
Während des Wahlkampfes kam es zu öffentlichen Animositäten zwischen den Häusern Kamehameha und Kalakaua. Besonders die Schwester David Kalakauas und spätere Königin Lili´uokalani bestritt Emmas Blutsverwandschaft mit dem Hause Kamehameha. Emma gab Kalakauas Frau, Kapi`olani indirekte Schuld am Tode ihres Sohns, da sie sie mit seiner Beaufsichtigung betraut hatte.
Obgleich Kalakaua nach seiner Wahl sich Emma gegenüber immer respektvoll verhielt und sie zu höfischen Anlässen stets einlud, zog sie sich weitestgehend aus dem öffentlichen Leben zurück. Sie verstarb im Alter von 49 Jahren nach einer Reihe kleiner Schlaganfälle.