Hula Protokoll: Adornments
Kürzlich sah ich eine Hula Kahiko Darbietung, genauer gesagt einen Stock Hula `Olapa aus der Monarchy Ära, bei der/die TänzerIn zwar an Hals, Hand- und Fußgelenken geschmückt war, jedoch nicht auf dem Kopf. Besonders befremdlich war, dass der/die Ho`opa`a sehr wohl komplett geschmückt auftrat und sogar die verwendete Ipu Heke einen Lei trug.
Meine Verwunderung darüber möchte ich zum Anlass nehmen, die mir bekannten Sitten diesbezüglich zu teilen.
Obwohl heutzutage auch auf Hawai`i nur noch selten mit Kuahu (Altar) unterrichtet wird, herrscht unter Hula Praktizierenden ein Übereinkommen, dass Hula Kahiko Aufführungen von bestimmten Regeln, dem sogenannten Protokoll begleitet werden. Dies ist sowohl der Tradition geschuldet, als auch der besonderen Aufführungssituation.
Ein wichtiger, äußerlich gut auch für Laien ersichtlicher Teil des Protokolls betrifft das Kostüm der TänzerInnen. Außer der angemessenen Kleidung – ein weiteres abendfüllendes Thema – zählt dazu auch der Schmuck für Kopf, Hals, Hand- und Fußgelenke. Sie sollten aus Naturmaterialien bestehen und sollten im Idealfall dem Inhalt des Tanzes entsprechend gewählt werden. Einige Materialien wie Ti-Leaf oder Kukuinüsse sind fast immer angemessen.
Wichtig dabei ist, dass es sich um ein Set handelt, dessen einzelne Bestandteile nicht austauschbar oder optional zum Einsatz kommen. Trifft man die Entscheidung, dass eine Darbietung das Tragen von dem Protokoll entsprechenden Schmuck erfordert, sollte das Set in seiner Gänze und nicht nur Teile davon getragen werden.
Warum? Weil diese „Adornments“ Bedeutungen haben, die über die reine Ästhetik weit hinaus gehen.
Durch sie erfährt der/die TänzerIn Schutz und Unterstützung und wird sich der Besonderheit des Aufführungsmomentes gewahr.
Jeder, der schon einmal Hula Kahiko getanzt hat, weiß, dass es hier keine Möglichkeit wie im `Auana gibt, Fehler „wegzulächeln“. Hula Kahiko erfordert Präzision und Konzentration und verzeiht nichts.
Der/die Hula Kahiko TänzerIn liefert sich aus, macht sich angreifbar. Der Schmuck, der an den für das Gelingen des Tanzes entscheidenden Stellen getragen wird, fungiert dabei wie ein Amulett.
Der/die TänzerIn sollte den Schmuck selbst anfertigen und während er/sie mit der Arbeit beschäftigt ist, das Erlernte im Geiste wiederholen und zur Reproduktion vor Publikum vorbereiten. Alle Gedanken, die den Geist des/der TänzerIn während dieses Prozesses passieren, fließen ein in den Lei Po`o für den Kopf, den Lei `A `i für den Hals und die Kupe`e für die Hand- und Fußgelenke.
Sie sollen dem/der TänzerIn helfen, Gelerntes fehlerfrei vorführen zu können, sich in der Ausübung des Tanzes nicht zu verletzten und ihn/sie vor Verunglimpfung durch ein nicht-wohlwollendes Publikum zu schützen.
Ein Kumu, der/die seine/ihre TänzerInnen ohne diesen Schutz tanzen lässt, setzt sie der vielfältigen Gefahr aus. SChmückt er/sie stattdessen seine/ihre Ipu Heke, zeigt er/sie damit, dass diese ihm/ihr wichtiger ist, als der/die TänzerIn.
In der sehr traditionellen Auffassung gibt es eine weitere wichtige Funktion des Schmucks im Hula Kahiko. Demnach wird der Körper des/der TänzerIn vorübergehend für die Dauer des Tanzes zum Gefäß für die Göttin Laka. Der Körper wird mit den Pflanzen geschmückt, die zu ihren „Kino Lau“ (pflanzliche Manifestationen) gehören, wird also quasi zum wandelnden Kuahu.
Ist das Tragen des Schmuckes zwingend erforderlich? Nein, es ist abhängig von der Tanz-Situation.
Weder beim Üben, noch bei informellen Vorführungen ist es erforderlich, den traditionellen Schmuck zu tragen. Handelt es sich um eine kulturelle Präsentation, die neben der Unterhaltung auch der Bildungsarbeit und der Anerkennung der hawaiischen Kultur dient, sollte das Protokoll eingehalten werden. Ein/e TänzerIn ohne Kopflei ist, nun ja, kopflos.
Die Zeit des Tanzes ist entrückt vom Alltag, es ist eine besondere Zeit, unantastbar und bedeutungsschwanger. Die Hula Adornments erinnern uns daran.