Reiseleitung leider ahnungslos

Die Episode über Hawai`i aus der arte Reihe „Reisen für Genießer“ habe ich mit einiger Spannung erwartet. Leider wurde ich – Spoiler Alarm – sehr enttäuscht.

Gleich zu Beginn scheitert der französische Moderator an der Aussprache des Wortes „ALOHA“, obwohl er es auf seiner Reise bestimmt mehrere hundert Mal richtig ausgesprochen gehört hat. Ja, Zuhören Können ist auch eine Kunst.

Der darüber gelegte deutsche Kommentar ist keinen Deut besser: „Aloa“ schallt es da voll Inbrunst und Selbstverständlichkeit.

Entschuldigung, aber das Wort hat ein „H“ zwischen dem „O“ und dem letzten „A“.

Das beharrliche Ignorieren des stimmhaften „H“ in hawaiischen Wörtern zieht sich dann als roter Faden durch den restlichen Film. Nebenbei werden `Okina und Kahakou ausnahmslos ausser Acht gelassen. Vermutlich hielt sie die Reaktion für bedeutungslose Dekoration oder Fliegenschiß.

Schon erstaunlich, dass auf diese Art dann ca. 85% der hawaiischen Wörter falsch ausgesprochen werden. Bei kompletter Unwissenheit hätte ich auf das statistische Mittel, die Fifty-fifty Chance gehofft.

Mangelnder Respekt einer Fremdsprache gegenüber ist bei einem Sender wie arte sehr ärgerlich, insbesondere da es mehrere unkomplizierte Möglichkeiten gegeben hätte, sich diese Blöße nicht zu geben:

– dem einheimischen O-Ton aufmerksam zu lauschen

– im hawaiischen Wörterbuch von M.Pukui nachzuschlagen

– das online Wörterbuch wehewehe.org zu Rate zu ziehen

– gemeinnützige, deutsch-hawaiische Kulturvereine um kostenfreie Unterstützung zu bitten

Aber es wird noch haarsträubender:

Da vertut man sich mal eben um 100 Jahre in der Geschichte Hawai`is. „Die Missionare begannen ab ca. 1920 hier zu unterrichten“ und widmet ca. 1/3 der Sendezeit der Präsentation von exotischen Früchten aus Asien und Südamerika, die erst seit kurzer Zeit auf Hawai`i angebaut werden. Alte Kulturpflanzen der Hawaiier wie Brotfrucht oder Taro werden mit keinem Wort erwähnt.

Schließlich läuft der Reiseleiter in dem Segment über „typische“ hawaiische Musikinstrumente zur unfreiwilligen Höchstform auf. Er läßt kein Fettnäpfchen aus: er klopft auf dem Kopf einer Ipu Heke herum, nennt `Uli`uli  „Maracas“  und sabbert mit seinem gallischen Schnäutzchen in eine Nasenflöte!

Einigermaßen erträglich wird der Film, wenn man den Ton abschaltet. Die schönen Bilder kann keine noch so nachlässige Redaktion verhunzen.

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